Festplatten-Betrug

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In den letzten Wochen haben immer mehr Kunden festgestellt, dass angeblich neue Festplatten, die sie bei Onlinehändlern gekauft haben, in Wirklichkeit gebraucht sind. Besonders betroffen sind Festplatten des Herstellers Seagate. Die Gauner setzen bestimmte interne Zähler zurück, sodass die Laufwerke für Laien wie fabrikneu erscheinen. Tatsächlich wurden viele dieser Platten jedoch bereits Tausende von Stunden genutzt.

Besonders brisant: Selbst renommierte Onlinehändler (Auch aus der Schweiz!) sind betroffen, weil die gefälschten Festplatten über offizielle Vertriebskanäle in den Verkauf gelangt sind. Kunden, die eine solche Festplatte erhalten haben, berichten oft von sehr hohen Betriebsstunden.

Doch woran erkennt ihr, ob eine Festplatte wirklich neu ist?

Der beste Schutz ist die Prüfung der sogenannten SMART-Werte. Diese zeigen an, wie lange eine Festplatte tatsächlich schon in Betrieb war. Zudem sollte ihr nach dem Kauf die Seriennummer auf der Website des Herstellers überprüfen, um zu sehen, ob noch Garantie besteht. Ist die Garantie bereits abgelaufen, obwohl das Produkt als neu verkauft wurde, handelt es sich wahrscheinlich um Betrug.

Wenn ihr euch nicht sicher seit, wendet euch an den Verkäufer oder an eine Fachperson!

Technische Hintergründe und der Verdacht gegen China

Seagate-Festplatten besitzen neben den SMART-Werten noch eine weitere versteckte Metrik: die sogenannten FARM-Werte (Field Accessible Reliability Metrics). Diese können nicht ohne weiteres manipuliert werden und geben ebenfalls Auskunft über die tatsächlichen Betriebsstunden. Viele betroffene Festplatten zeigen hier Laufzeiten von rund 25.000 Stunden an. (So liest du FARM Werte korrekt aus – Digitec)

Die Betrugsfälle treten nicht nur in Deutschland auf, sondern auch in anderen Ländern wie der Schweiz, Österreich, den USA und Japan. Eine Spur führt nach China: Dort sind aktuell besonders viele gebrauchte Festplatten im Umlauf. Experten vermuten, dass diese Platten aus stillgelegten Rechenzentren stammen, die für das sogenannte Chia-Farming genutzt wurden. Beim Chia-Farming wird Speicherplatz statt Rechenleistung zur Generierung von Kryptowährung genutzt. Da sich diese Methode wirtschaftlich nicht mehr lohnt, werden die genutzten Festplatten nun massenweise verkauft.

Einige Kunden berichten zudem, dass Seagate ihnen auf Nachfrage mitgeteilt habe, dass ihre Festplatten ursprünglich an ein chinesisches Unternehmen verkauft wurden. Die offizielle deutsche Niederlassung von Seagate gibt dazu keine weiteren Informationen heraus und verweist auf Datenschutzrichtlinien.

So könnt ihr euch sich schützen

  • SMART-Werte auslesen: Mit Programmen wie den „Seatools“ von Seagate oder den „smartmontools“ kann man die tatsächlichen Betriebsstunden einer Festplatte überprüfen.
  • Garantie überprüfen: Hersteller wie Seagate, Toshiba und Western Digital bieten Online-Tools zur Prüfung des Garantie-Status.
  • Seriennummer kontrollieren: Falls das Produktionsdatum mehrere Jahre zurückliegt, ist Vorsicht geboten.
  • Festplatten von vertrauenswürdigen Händlern kaufen: Idealerweise bei grossen Anbietern mit gutem Rücksenderecht.

Da viele der betroffenen Festplatten keine oder nur noch eine sehr kurze Garantie haben, bleibt betroffenen Käufern oft nur die Reklamation beim Verkäufer. Wenn ihr eine verdächtige Festplatte gekauft habt, solltet ihr dies so schnell wie möglich prüfen und gegebenenfalls zurückschicken.

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