Für die, die keine Zeit haben: Abstimmung: 28. September 2025 über das neue E-ID-Gesetz. Ja-Argumente: Staatliche Kontrolle, kostenlos, freiwillig, effizient, digital rechtssicher. Nein-Argumente: Datenschutzrisiken, Gefahr faktischer Pflicht, technische Abhängigkeit, Ausschluss analoger Alternativen. Parteien: Dafür: FDP, Mitte, SVP, EVP. Dagegen: SP, Grüne, GLP, EDU, Piratenpartei. Einführung: Frühestens 2026, falls angenommen.
Am 28. September 2025 stimmt die Schweiz über das neue Bundesgesetz über die staatlich anerkannte elektronische Identität (E-ID) ab. Hier die wichtigsten Fakten – neutral und belegt.
Was ist die E-ID? 🛂
- Elektronischer Ausweis, herausgegeben vom Bund.
- Ergänzt Pass und ID, ersetzt sie nicht.
- Ermöglicht sichere Online-Identifikation (z. B. Steuererklärung, Behördenportale, Altersnachweise, Vertragsunterschriften).
- Einführung frühestens 2026, falls Gesetz angenommen wird.
👉 Quelle: Bundesamt für Justiz (BJ)
Argumente dafür
- Staatliche Kontrolle: Keine privaten Anbieter, Infrastruktur durch den Bund.
- Kostenlos & freiwillig: Keine Gebühren, Nutzung bleibt optional.
- Datensparsamkeit: Wallet-App speichert Daten verschlüsselt lokal; Freigabe nur durch den Nutzer.
- Digitale Effizienz: Einfachere Behördengänge, rechtssichere elektronische Signaturen.
👉 Quellen: eid.admin.ch, SRF
Argumente dagegen
- Freiwilligkeit fraglich: Gefahr, dass E-ID faktisch Pflicht wird, wenn analoge Alternativen verschwinden.
- Datenschutz: Auch bei dezentraler Speicherung können Metadaten entstehen.
- Abhängigkeit von Smartphone/App: Verlust oder Defekt erschwert Zugang.
- Komplexität & Risiken: Kryptosysteme sind fehleranfällig (Estland 2017: grosse Sicherheitslücke bei ID-Karten).
👉 Quellen: e-id-gesetz-nein.ch, Wikipedia: Elektronische Identität (Schweiz)
Politische Positionen
- Dafür: FDP, Die Mitte, SVP, EVP.
Begründung: Digitalisierung fördern, Effizienz steigern, staatliche Kontrolle garantiert Datenschutz. - Dagegen: SP, Grüne, GLP, EDU, Piratenpartei.
Begründung: Datenschutzbedenken, Gefahr schleichender Pflichtnutzung, Benachteiligung weniger digitalaffiner Menschen.
👉 Quelle: Wikipedia – Eidgenössische Volksabstimmung über das E-ID-Gesetz
Historischer Kontext
- Erste E-ID-Vorlage (mit privaten Anbietern) wurde am 7. März 2021 mit 64,4 % Nein abgelehnt.
- Hauptkritik damals: Kontrolle durch private Firmen, zu wenig Datenschutz.
👉 Quelle: Wikipedia
Vergleich mit anderen Ländern
- Estland: Sehr erfolgreiches E-ID-System, aber 2017 grosse Sicherheitslücke bei ID-Karten-Chips → zeigt: selbst etablierte Systeme sind anfällig.
- Deutschland: Online-Ausweisfunktion im Personalausweis seit 2010, aber geringe Nutzung wegen komplizierter Handhabung.
👉 Quelle: Wikipedia Estland
Fazit
Die E-ID soll Digitalisierung vereinfachen und sicherer machen. Befürworter sehen Effizienz, Datenschutz und staatliche Kontrolle. Gegner warnen vor Überwachung, Abhängigkeit und faktischer Pflichtnutzung.
Veränderungen im digitalen Bereich haben es oft schwer. Kaum wird eine neue Technologie vorgestellt, ist die Skepsis gross: Datenschutzbedenken, Angst vor Missbrauch oder einfach die Frage, ob man das überhaupt braucht. Menschen sind Gewohnheitstiere, und viele fühlen sich mit dem Bekannten wohler. Neue Systeme wirken am Anfang kompliziert und erzeugen Unsicherheit.
Meine Einschätzung
Viele Gegner der E-ID argumentieren, dass 90 % der Bevölkerung ein Recht auf ein „Offline-Leben“ hätten. Das mag sein – aber die Realität sieht anders aus: Immer mehr Menschen bezahlen mit Twint oder Kreditkarten, der Onlinehandel mit Plattformen wie Temu oder Aliexpress boomt, und Gemeinde-Onlineschalter werden rege genutzt. Gleichzeitig will kaum jemand die höheren Kosten für rein „Offline-Dienste“ tragen.
Oft wird auch behauptet, eine E-ID brauche es nicht. Doch dieselben Stimmen fordern gleichzeitig mehr Kontrolle im Netz – sei es bei Messengern, Erwachseneninhalten oder beim Ticketkauf. Ohne eine staatlich geprüfte digitale Identität bleibt das schwierig umzusetzen.
Ein weiteres Gegenargument lautet, der Datenschutz sei nicht garantiert. Fakt ist: Garantien gibt es nirgends – weder digital noch im Leben allgemein. Der Staat wird die E-ID nach höchsten Standards entwickeln, regelmässig warten und extern überprüfen lassen.
Das Argument, der Bund könnte Daten an Big Tech weitergeben, ist reine Spekulation. In der App wird transparent angezeigt, welche Daten ein Anbieter wirklich abfragt. Jede und jeder entscheidet selbst, ob man diese preisgeben will. Hand aufs Herz, wer von euch nutzt keine „Gratis“ App? Denkt ihr tatsächlich, diese Apps sind wirklich gratis… ?
Häufig wird auch ins Feld geführt, ältere Menschen hätten Mühe mit digitalen Prozessen. Das stimmt so pauschal nicht. Viele Seniorinnen und Senioren nutzen Smartphones, Onlinebanking oder Videochats längst routiniert. Entscheidend ist, dass sie verständlich informiert und bei Bedarf unterstützt werden. Mit klaren Hilfestellungen kann die E-ID auch für diese Gruppe ein Gewinn sein.
Widerstand gegen neue Technologien ist nichts Neues. Das Internet, Onlinebanking oder das Bezahlen per Smartphone wurden anfangs ebenfalls skeptisch betrachtet. Heute sind sie selbstverständlich und kaum mehr wegzudenken. Genau diese Entwicklung könnte auch die E-ID nehmen.
Die E-ID ist kein Allheilmittel, aber eine Chance. Sie bringt mehr Sicherheit, schafft Vertrauen und erleichtert digitale Prozesse, die ohnehin längst Teil unseres Alltags sind.